Digitalisierte Lieferketten
Kurze Lieferzeiten und Flexibilität werden immer wichtiger und das ist auch für die Logistikbranche ein präsentes Thema. Doch ist dies durch digitalisierte Lieferketten möglich?
Die Gegenwart
Das Bestellen mittels einfachen Mausklicks ist den meisten sicher bekannt, doch was alles auf den Weg zu KundInnen nach Hause geschieht, wissen viele nicht. Denn es bedarf einen großen Aufwand, um Bestellende auch wirklich zufrieden zu stellen. Schnell reicht da schon lange nicht mehr.
Durchschnittlich wird eine Bestellung vor 20 Uhr am Folgetag oder spätestens innerhalb 3 Tagen erwartet. Daher ist es für die Online-Shops von großer Bedeutung, die Auftragsabwicklung, d.h. den Weg zwischen Lager und der Kundschaft zu verkürzen und zu optimieren. Kundenzufriedenheit hat hier höchste Priorität. Die Wirtschaftlichkeit sollte dabei auch nicht vernachlässigt werden. E-Logistik kann hier neue Möglichkeiten schaffen.
Die Zukunft
Der Einsatz von Drohnen und Robotern, welche die Pakete für die sogenannte letzte Meile ausliefern, ist bereits in aller Munde. Sie würden für die letzte Strecke zwischen Verteilerzentrum und EndverbraucherInnen eingesetzt werden. Vorteil ist die verkürzte Lieferzeit vor allem in Städten, da der Straßenverkehr umgangen werden kann. Patrick Kessler, Präsident des Verbands des schweizerischen Versandhandels bezweifelt die Massentauglichkeit dieser. Besser würden sich die Drohnen für regelmäßige Lieferungen und Standardstrecken eignen. Auch wenn ein Transportmittel versagt, wären Drohnen denkbar.
Autonome Lastwagen, vor allem das „Truck Platooning“ (Platoon = Zug bzw. passender Konvoi) können für längere Wege eingeführt werden. Dies wirkt sich sogar positiv auf die Wirtschaftlichkeit des Treibstoffverbrauchs aus. Mit Hilfe von smarter Technologie ist das Verbinden von mehreren Trucks möglich. Dabei übernimmt der Vordere die Führung und die anderen folgen ihm vollkommen automatisch.
Auch über Güterbahnhöfe wird diesbezüglich gesprochen. Aufeinander abgestimmte Lastwagen einer Flotte vereinfachen nicht nur die Koordination des Beladens, sondern auch des Entladens. Es folgt eine Beschleunigung der Vorgänge und die Carriers können früher starten.
Ausfälle bzw. Unterbrüche in der Lieferung
Um auf alle möglichen Probleme, wie zum Beispiel plötzlichen Unterbrüchen in der Lieferkette vorbereitet zu sein, wurde das „Digital Freight Matching“ ins Leben gerufen. Dies beinhaltet Apps, welche verfügbare und in der Nähe gelegene Lastwagen lokalisiert. Diese lassen sich per Klick buchen. So umgeht man das Problem schnell und einfach ohne viel Aufwand. Ein großer Vorteil für LastwagenfahrerInnen und Unternehmen ist auch die Zahlung, welche digital erfolgt und innerhalb von 2 Tagen abgewickelt ist.
Digitaler Fußabdruck
Bis jetzt nahm Treibstoff den größten Einfluss auf die Logistik-Entscheidungen, doch schon bald werden es Daten sein. Unzwar die der Lieferung und der Kundschaft. Grund: E-Stores möchten so das Einkaufsverhalten der KundInnen analysieren. Amazon tut dies mittels seines Patents „anticipatory shipping“ und möchte in Zukunft ein Produkt bereits in der Nähe der KundInnen platzieren, bevor diese überhaupt wissen, dass sie dieses kaufen möchten. Klingt erstmal etwas konfus, doch das Unternehmen möchte Lieferungen an unvollständige Adressen senden und sobald eine Bestellung betätigt wurde, wird die Adresse vervollständigt. Das Paket ist währenddessen schon unterwegs. Die heute angebotene „Same Day Delivery“ könnte so in Zukunft zu einer „Same Hour Delivery“ werden.
Im Nachbarland Schweiz meint man damit eher die Dezentralisierung der Waren. Bestimmte Waren könnten in Stadtgebiete gesendet werden, wo man einen regelmäßigen Einkauf einer größeren Menge beobachtet. Große Lager würden weichen und kleinere Lagerhäuser in der Nähe der KonsumentInnen entstehen. Eine derartige Entwicklung ist für Kessler gut vorstellbar.
Offenes Ende
Die Entwicklungen führen zu verkürzten Lieferzeiten, doch was sich diesbezüglich noch alles tut, wird sich mit der Zeit zeigen. Es könnte zu einer Wandlung des Stadtbildes kommen und auch die Möglichkeit von autonom bzw. halbautonom fahrenden Flotten ist gut denkbar. Und mal weit hinausgelehnt, aber wenn eine Verbindung zwischen Lastwagen möglich ist, wäre dies nicht auch für alle VerkehrsteilnehmerInnen im Straßenverkehr möglich? Der Weg ist hier das Ziel und bleibt voller Überraschungen, möglicherweise voller Drohnen und autonomen Fahrzeugen!